Installation
Crash im ersten Anlauf, weil das Notebook nicht permanent online ist und Steam offline generell nicht funktioniert. Ok, steht auf der Verpackung "Internetverbindung zur Aktivierung erforderlich". Könnte man aber trotzdem schöner verpacken als in einen Absturz...
Also UMTS angeworfen und auf ein Neues:
- Steam installieren
- Steam updaten
- Steam Account anlegen
- Steam Account einloggen
- Spiel freischalten (Steam-Code fehlte in der Verpackung, hat Amazon aber via Mail hinterher geschickt)

- Spiel installieren
- "Geschätzte Dauer: 1h 45m". WTF?


- Spiel aktualisieren (die UMTS-Karte glüht, mein verbleibendes Online-Volumen für diesen Monat rauscht in den Keller)

- blödsinnige Steam-Werbung wegklicken
- Spielstart!

Also irgendwie war das früher einfacher mit dem Spiele installieren...

Soundcheck
Kabel an Gitarre und Notebook angestöpselt, Kopfhörer in Audio out, los gehts.
Wird alles sofort auf Anhieb erkannt, trotzdem erstmal keine Rückmeldung im "Soundcheck". Hmm

Ok, Volume-Regler steht an meiner Strat meistens nur auf 7, also mal alles auf "englische Einstellung". Ah, jetzt kommt was an! Den Soundcheck schaffe ich aber nur mit Volume 10 und hartem Geschrabbel auf den Saiten. War das bei euch auch so? Oder ist die Ausgangsleistung meiner Strat niedriger als die anderer Gitarren? Hatte damit aber an Amp und Boss noch nie Probleme

Komischerweise geht es im Spiel selbst dann auch alles sehr ordentlich, auch sanfte Anschläge einzelner Saiten werden korrekt erkannt.

Lästig ist allerdings die Latenz zwischen Anschlag und Sound. Sie ist nicht hoch, aber sie ist hörbar. Und das ist Mist. Für verträumtes Zupfen oder einzelne Töne in einem Solo noch zu verschmerzen kommt man bei Rock-Rhythmus- oder Metal-Geschrabbel permanent aus dem Takt.

Das verdirbt einem leider völlig die Freude an dem ansonsten sehr launigen Feature des freien Spielens am simulierten Amp samt den sauer erspielten Effekt-Geräten, die man bis ins letzte Detail konfigurieren kann.
Da werde ich gleich mal eine Runde mit den asio4all-Treibern experimentieren gehen.

Navigation
Wie hier schon kritisiert eine Klick-Orgie ohnegleichen, anscheinend auf die Bedienung mit Spiele-Controller und nervösem Daumen ausgelegt. Am Rechner pain in the ass.
Lästig auch, dass man bei der Navigation andauern wechseln muss zwischen Gitarre "Saite anschlagen zum Spielen", Maus und/oder Tastatur. Da fehlen mir dann ein bis zwei Hände um das flüssig zu gestalten...

Stimmen
Sicher, das ganze System beruht auf einer sauberen Erkennung der Frequenzen der gespielten Saiten und das klappt sehr, sehr gut! Chapeau!

Aber meine Strat ist extrem stimmstabil. Ich habe jetzt über zwei Tage vier Stunden lang gespielt ohne auch nur einmal eine einzige Saite nachstimmen zu müssen. Trotzdem fordert mich Rocksmith weiterhin alle zwei Minuten auf die Stimmung zu überprüfen. Adaptive Algorithmen geht anders...

Technik-Sektion
Sehr schön gemachte Tutorials zu den relevanten Techniken des Gitarre-Spielens. Erst ein Erklärbär-Video vorweg, dann eine ganz einfache Übung um zu sehen ob man das Prinzip begriffen hat, dann kontinuierlich schwerer werdende Aufgaben, bei denen man sich von bronze über silber auf gold hocharbeiten kann. Klasse!
Blöd nur das ich auch bei der siebten Wiederholung einer Sektion und dem Versuch, endlich den Sprung von silber auf gold zu schaffen erstmal wieder das Einführungsvideo vorgespielt bekomme.

Nachdem die Stimmung der Gitarre überprüft wurde versteht sich.

Spiel
Es macht sofort unglaublich Laune, sich Stück für Stück ein neues Lied zu erarbeiten. Die Steigerungsrate der Schwierigkeit scheint gut gewählt, bei mir ist jedenfalls nie Langeweile und nur selten Überforderung aufgekommen. Der Suchtfaktor "noch einmal, das muss noch besser gehen" ist extrem hoch und wenn dann nach ein paar Durchläufen die vollständigen Noten für den Stones-Klassiker gespielt werden ist das schon sehr cool!


Was ich dabei problematisch finde: ich habe optisch keine klar definierte Trefferzone für einen Ton. Ich muss sie anspielen irgendwann nachdem das Klötzchen umgekippt ist und bevor es den senkrechten Gitarrenhals erreicht. Aber wo genau, zumal das je nach Geschwindigkeit des Highways auch noch zu variieren scheint

Bin ich zu dämlich und übersehe was? Ist das für euch kein Problem? Mich stört das gerade wenn ich mit einem Lied neu anfange und die Noten noch nicht vollständig sind. Z.B. bei den Red Hot Chili Peppers ist dann einfach unklar, welche von den sieben Anschlägen der E-Saite man spielen soll wenn nur zwei rote Kästchen zu sehen sind. Den ersten und den siebten? Oder den ersten und den fünften? Oder doch den zweiten und den sechsten?

Schwer zu erkennen, zumal auch die Rückmeldung, ob man einen Ton getroffen hat optisch eher dezent erfolgt.
Die Akustik hilft einem da dann leider auch nicht mehr weiter, weil man ja alle sieben hört!
Generell funktioniert daher das Timing wann ich etwas spiele nur akustisch einigermaßen zuverlässig, die Anzeige nutze ich nur für das was ich spielen soll.
Dabei sind natürlich dann zwei Punkte extrem lästig:
- die Audio-Latenz (siehe oben)
- die nicht änderbare Abmischung inklusive Original-Gitarre
Bei schnellem Geschrabbel wie den Red Hot Chilis resultiert aus der Überlagerung von original Gitarre und meinem eigenen Geklampfe dann einfach nur noch undefinierter Soundmatsch!

So unglaublich geil es ist, im Spiel einen echten (und dank Amp- und Effekt-Simulation auch gut klingenden) Ton zu dem zu hören was man gerade auf einer echten Gitarre spielt, so dämlich ist es leider auch das man die "fremde" Gitarre nicht ausschalten kann.

Wer selber schon mal zusammen mit einem besseren Gitarristen ein paar Songs gespielt hat weiß, dass es einen riesigen Unterschied macht ob ich mich nur an den Lead-Gitarristen "anhänge" und ein bisschen was dazu spiele. Oder ob ich selber die Führung übernehmen muss und man jeden Fehler und jedes "Loch" gnadenlos hört.
Vor diesem Hintergrund ist die fehlende Abmischbarkeit der Tonspuren für ein Gitarrenlernspiel schlicht und ergreifend ein epic fail!

Fazit
Sehr, sehr geiles Konzept mit hohem Suchtpotential und sicher guter Unterstützung beim Lernen "richtiger" Gitarre. Die Richtung ein echtes Instrument zu verwenden, abzugreifen was da wirklich gespielt wird und das realistisch und mit dem tatsächlichen Timing im Kontext eines Spieles wiederzugeben stimmt auf jeden Fall.

Leider bei Rocksmith umgesetzt mit diversen handwerklichen Fehlern und Schlampereien.
rstockm würde sagen "no attention to details"!
